Filmplakat: Berlin W (1920)

Dieses Filmplakat für "Berlin W" (auch bekannt als "Der neue Eiko-Film") ist ein ausdrucksstarkes Beispiel für die grafische Gestaltung der Weimarer Republik. Die Komposition ist stark und symbolisch.

Visuelle Analyse:

• Typografie: Der Titel "BERLIN" ist in großen, blockartigen Buchstaben am oberen Rand dargestellt, was eine dominante und städtische Atmosphäre schafft. Die Buchstaben sind grob umrandet, was dem Plakat einen handgezeichneten, fast expressionistischen Charakter verleiht.
• Figuren: Im Zentrum des Plakats stehen zwei Figuren, ein Mann und eine Frau, die stilisiert und mit starken Kontrasten gezeichnet sind. Der Mann trägt einen Zylinder und eine gestreifte Krawatte, was auf eine gewisse Eleganz oder vielleicht auch auf eine satirische Darstellung einer bürgerlichen Figur hindeuten könnte. Die Frau ist mit einem Hut und einem eleganten Kleid dargestellt, ihre Hand ist erhoben und zeigt nach vorne, was eine dramatische Geste ist. Die Figuren sind in dunklen Tönen gehalten und scheinen sich in einem Spannungsverhältnis zu befinden.
• Symbolik: Das große, weiße "W" im Vordergrund ist ein zentrales grafisches Element. Es könnte für "W" wie "Weimar", "W" wie "Wohlbrück" (die Autorin des Romans) oder "W" wie "Welle" (im Sinne einer neuen Bewegung oder Rasse) stehen. Die geometrischen Formen unter den Figuren könnten ebenfalls eine symbolische Bedeutung haben, die mit der Architektur oder der sozialen Struktur der Zeit in Verbindung steht.
• Farbgebung und Stil: Das Plakat ist in Schwarz-Weiß gehalten, was die dramatische Wirkung verstärkt. Der Zeichenstil ist expressiv und nutzt starke Schraffuren, um Tiefe und Textur zu erzeugen. Dies erinnert an den Stil des deutschen Expressionismus, der in den 1920er Jahren populär war.

Kontext und Interpretation:

Das Plakat bewirbt einen Film, der auf dem Roman "Der neue Eiko-Film" von Olga Wohlbrück basiert. Der Titel "Berlin W" und die Darstellung der Figuren lassen auf eine Geschichte schließen, die im Berlin der Weimarer Republik spielt, einer Zeit des Umbruchs, der kulturellen Blüte, aber auch der sozialen Spannungen. Die Betonung auf "Der neue Eiko-Film" und "Die neue Rasse" (im Untertitel) deutet auf eine Auseinandersetzung mit modernen Themen, möglicherweise auch mit Rassenideologien oder sozialen Veränderungen, hin. Die dramatische Darstellung der Figuren und die starke grafische Gestaltung unterstreichen die Intensität und den thematischen Gehalt des Films. Der Name "Kirchbach" könnte auf den Künstler oder einen wichtigen Beteiligten hinweisen.

Insgesamt vermittelt das Plakat eine kraftvolle und geheimnisvolle Atmosphäre, die Neugier auf den Film weckt und gleichzeitig einen Einblick in die künstlerische und gesellschaftliche Stimmung der damaligen Zeit gibt.

Schlagworte: Berlin, Mode, Hut, Grafik, Schwarzweiß, Expressionismus

Image Describer 08/2025