Filmplakat: Tophar-Mumie, Die (1920)

Dieses Filmplakat für "Die Tophar-Mumie" ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Ästhetik des frühen 20. Jahrhunderts, wahrscheinlich aus der Zeit des deutschen Expressionismus oder des Art déco.

Visuelle Analyse:

• Zentrales Motiv: Das auffälligste Element ist die stilisierte Darstellung eines mumifizierten Gesichts. Die Augen sind geschlossen und von dunklen Schatten umgeben, was einen mysteriösen und unheimlichen Eindruck erweckt. Die grünen und gelben Farbtöne, die auf einem dunklen Hintergrund hervorgehoben werden, verstärken die morbide und ätherische Atmosphäre. Die Gesichtszüge sind stark vereinfacht und geometrisiert, was typisch für die expressionistische Kunst ist.
• Farbgebung: Die Farbpalette ist begrenzt, aber wirkungsvoll. Dominierend sind dunkle Töne (Schwarz, Dunkelgrau), die von leuchtendem Gelb und einem intensiven Grün durchbrochen werden. Diese Kontraste erzeugen Tiefe und Dramatik. Das Grün kann mit Verwesung, Geheimnis oder dem Übernatürlichen assoziiert werden, während das Gelb einen Hauch von Verfall oder altertümlichem Glanz vermitteln könnte.
• Typografie: Die Titel "DIE TOPHAR" und "MUMIE" sind in einer markanten, kantigen Schriftart gesetzt, die die dramatische Stimmung des Films unterstreicht. Die zusätzliche Information "1 VORSPIEL u. 6 AKTE" und die Regieangabe "REGIE: DR. JOHANNES GUTER" sind kleiner und unauffälliger platziert.
• Rahmen und Komposition: Das Gesicht ist in einen dekorativen, bogenförmigen Rahmen aus Gelb und Grün eingebettet, der an orientalische oder architektonische Elemente erinnert und dem Plakat eine gewisse Eleganz verleiht. Die untere Hälfte des Plakats zeigt den Namen des Kinos "MÄRMORHAUS" und weitere Details, die in einer schlichten Schriftart gehalten sind.

Interpretation und Kontext:

Das Plakat suggeriert einen Film, der sich mit Themen wie Tod, Geheimnis und möglicherweise dem Übernatürlichen beschäftigt, wie es der Titel "Mumie" nahelegt. Die expressionistische Darstellung des Gesichts und die düstere Farbgebung deuten auf einen Film mit starker psychologischer Spannung oder Horror-Elementen hin. Die Erwähnung von "1 Vorspiel u. 6 Akte" deutet auf eine aufwendige Inszenierung oder eine epische Erzählstruktur hin.

Der Name "MÄRMORHAUS" verweist auf ein bekanntes Kino in Berlin, das in den 1920er und 1930er Jahren ein wichtiger Ort für die Filmkultur war. Dies platziert das Plakat und den Film in den Kontext der Weimarer Republik, einer Zeit großer künstlerischer und gesellschaftlicher Umbrüche.

Insgesamt vermittelt das Plakat eine starke visuelle Botschaft, die Neugier weckt und die Atmosphäre des Films effektiv einfängt. Es ist ein gelungenes Beispiel für die Plakatkunst dieser Ära, die oft von künstlerischer Kühnheit und symbolischer Tiefe geprägt war.

Schlagworte: Mumie, Artdeco, Expressionismus, Grün, Theater, Mysterium

Image Describer 08/2025